Sonntag, 23. September 2007

Schwimmen

Vor einigen Tagen hat mich eine Freundin per Mail gefragt, ob ich Lust hätte, mit ihr zusammen Schwimmen zu gehen.

Ich hatte am Morgen bevor die Mail kam darüber gebrütet, ob ich den Epilierer anschmeißen soll oder nicht. Als die Mail kam, dachte ich nochmal drüber nach. Das Ergebnis war diese Antwortmail:

… Ich schwimme wahnsinnig gern. Und ich war diesen Sommer mal wieder kein einziges Mal im Wasser, außer in der Badewanne. Sch….
Jedes Mal, bevor ich in der Öffentlichkeit schwimmen gehe, muss ich mich entscheiden, ob ich eine ca. 2stündige schmerzhafte Epilieraktion auf mich nehme, oder ob es mir wurscht ist, wie die anderen gucken und was sie denken. Oder Zwischenlösung Rasieren - weniger schmerzhaft, sehr frustrierend, weil schnell nachwachsend. Ich hab Beine, “wie ein Mann” (oder wie eine Frau, die von Natur aus etwas anders geraten ist als das gerade gesellschaftlich akzeptierte Frauenbild). Und nicht nur Beine - auch Bauch und Gesicht.
Eines der Dinge, die ich mit Arzt oder Heilpraktiker in Angriff nehmen will. Entweder gibt es eine nebenwirkungsfreie Lösung, oder ich lerne, mich so zu nehmen wie ich bin.
Im Moment ist mir nach Heulen zumute. Und ich erlaub mir das auch grad. Ich konnte es bisher gut unterdrücken, verschweigen, verstecken. Seit 18 Jahren. Jetzt kommt auch das hoch. Sch… und gut so.

Heute morgen im Bad hatte ich kurz den Epilierer an …, und hab ihn wieder ausgemacht, weil es einfach soooo weh tat. Sicher auch eine Frage der Wahrnehmung. Solange Verstecken in mein Weltbild passt, sind die Schmerzen erträglich. Und jetzt eben nicht mehr.

Ich hatte nicht befürchtet, dass sie mich deswegen auslachen wird, oder mir raten, ich soll mich zusammenreißen und epilieren, weil sich Haare an den Beinen für eine Frau nicht schicken. Trotzdem hat mich ihre Reaktion überrascht: sie hat sich selbst schon mit dem Thema auseinandergesetzt, Depilationscremes sind schreckliche Chemiebomben, sie würde gern unenthaart mit mir ins Schwimmbad gehen, und sie hat mir das Buch “Die enthaarte Frau” geschenkt - das für mich wirklich eine Kehrtwende gebracht hat. Ich bin sooo froh, das Schweigen gebrochen zu haben!

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