Sonntag, 23. September 2007

Kulturgeschichte des Bartes

In der Dissertation von Christina Wietig “Der Bart - Zur Kulturgeschichte des Bartes von der Antike bis zur Gegenwart” geht es um den Bart des Mannes.

Auf Seite 18-19 findet sich ein Absatz zum Hirsutismus:

Frauen die Hirsutismus aufwiesen, wurden ambivalent beurteilt. In der Antike wurden Göttinnen mit diesem Attribut ausgestattet, so wurde die von den Römern verehrte Göttin Venus auch als bärtige gedacht, um als allmächtig Zeugende bestehen zu können. Frauen wurden selten göttlich überhöht, da sie offensichtlich Doppelgeschlechtliches in sich vereinten, überwiegend wurden sie als lasterhafte Mannweiber stigmatisiert (94). Von dem psychosomatischen und –sozialen Druck, dem diese bärtigen Frauen ausgeliefert waren, wird in den Quellen nichts berichtet. Biographische Lebensdaten der Betroffenen sind trotz des Bekanntheitsgrades bei der sonst um Objektivität bemühten wissenschaftlichen Dokumentation entweder nur unvollständig oder gar nicht auszumachen. Offensichtlich stand bei der Beschreibung von Hirsutismus der Frauen des 19. Jahrhunderts die vermeintlich transsexuelle Aktivität im Vordergrund des Interesses.

Aufschlussreich finde ich auch folgendes:

So kristallisieren sich wie oben beschrieben männliche und weibliche Identifikationskennungen heraus. Das männliche Kinn erfährt durch den Bartwuchs zudem noch eine physiognomische Erweiterung. Der Bart suggeriert durch das räumliche Hervorstehen von oberflächenvergrößerndem meist steiferem Terminalhaar als das übrige, eine aggressiv wirkendere Kinnpartie.
Ein starker Bart läßt einen Mann darum primär eher bedrohlich wirken. Ein exponierter Bart diente ursprünglich zur Einschüchterung von Rivalen. In abgeschwächter Form hat sich diese Sehgewohnheit in der Beurteilung von viriler Männlichkeit bis heute gehalten. So wird ein rasiertes kantiges Kinn für markanter und attraktiver gehalten als ein weiches, fliehendes oder gar weibisches Kinn.

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